Begegnungen mit der Geschichte

gegr. 1890, Inhaberin der Eichendorff-Plakette

Begegnungen mit der Geschichte

30. Mai 2018 Allgemeines 0

 

Am Donnerstag, dem 24. Mai 2018, unternahm die SGV-Abteilung Bad Berleburg eine abwechslungsreiche Busfahrt nach Bad Arolsen und Höxter. 37 Wanderfreunde und Gäste hatten die Einladung zu diesem Ausflug in die Geschichte der Region angenommen, der vom Vorsitzenden Karl-Friedrich Hild wie immer präzise vorbereitet worden war und humorvoll geleitet und begleitet wurde.

Der erste Stopp galt der Stadt Bad Arolsen und ihrem barocken Residenzschloss, das auch heute noch von den Nachkommen der Grafen und Fürsten von Waldeck-Pyrmont bewohnt wird. Das wohl berühmteste Kind der Stadt, an das hier zahlreiche Bilder, Skulpturen und Namensgebungen erinnern, ist Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, die spätere Königin Emma der Niederlande und Ururgroßmutter des heutigen Königs Willem-Alexander.

Im Umfeld des Schlosses war auch der Park mit seinen imposanten heimischen und exotischen Bäumen und den üppig blühenden Rhododendren einen Besuch wert.

Zum Mittagessen wurden die Berleburger in die etwas abgelegene, urige Bauernstube „Schenken-Küche“ entführt. In dieser rustikalen Gaststätte erwartete die Hungrigen ein „Essen wie vor 100 Jahren“: Die Auswahl beschränkte sich auf 4 Menüs, alle zu einem Einheitspreis. Die Suppe wurde in einer Terrine zur Selbstbedienung aufgetragen, der Salat ebenfalls – wie man es sich eben in der bäuerlichen Einfachheit vor 100 Jahren vorstellt. Zum Abschluss gab es noch einen traditionellen Holzschuhtanz für alle, die Lust hatten mitzumachen. Das kam sehr gut an und lockerte die Stimmung. Ein großes Lob für die Initiatoren!

Den Höhepunkt des Tages erlebte die Reisegruppe am Nachmittag bei einer exzellent geführten Besichtigung des ehemaligen Benediktinerklosters Corvey in Höxter. Es wurde 2014 mit dem Titel „Weltkulturerbe“ ausgezeichnet, und die Berleburger konnten sich davon überzeugen, wie berechtigt dieser Titel ist. Geschichte und Kultur sind hier bis ins Detail präsent: die Regeln des Benedikt sind z.B. heute noch sichtbar, etwa in zwei Türklappen, die dazu dienten, nach den Vorschriften Benedikts Arme und Reisende ungeachtet ihres Aussehens mit Nahrung zu versorgen, ohne dabei jedoch die Türen öffnen zu müssen. Die Angst vor Übergriffen und ansteckenden Krankheiten war schließlich allgegenwärtig.

Der Übergang Corveys vom kirchlichen in staatliches Eigentum zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte seinen Grund in wirtschaftlichen Engpässen des preußischen Staates nach den verlustreichen kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Napoleonischen Frankreich. Als Gegenleistung für diese Quasi-Enteignung wurde der Kirchensteuereinzug garantiert, womit das kirchliche Personal bezahlt werden konnte.

Imponierend war für die Besucher vor allem die riesige fürstliche Bibliothek mit ihren 75000 Bänden, die in Schränken gelagert sind, welche in vorbildlicher, vorausschauender Handwerkskunst so konstruiert worden waren, dass sie die Bücher dauerhaft vor Schäden durch die im Schloss unvermeidliche Feuchtigkeit und Kälte schützten. Verantwortlich für den umsichtigen Aufbau der Bibliothek war der Dichter der deutschen Nationalhymne Hoffmann von Fallersleben, der hier als Bibliothekar tätig war.

Der wichtigste Teil der Klosteranlage und Anlass für die Anerkennung als Weltkulturerbe ist das “karolingische Westwerk“ mit der Basilika – das einzige Gebäude, das den 30-jährigen Krieg überstanden hat.

Auch heute noch wird ein Teil des Klosters vom Herzog von Ratibor und Fürsten von Corvey privat bewohnt. Er war beim Besuch der Berleburger zu Hause: seine Fahne war gehisst, und die Fremdenführerin hieß die Gäste ausdrücklich in seinem Namen willkommen.

Der schöne Tag klang bei Kaffee, Kuchen und Eis in der Stadt Höxter aus, und pünktlich um 18 Uhr machte sich eine zufriedene Reisegruppe auf den Rückweg nach Bad Berleburg. Unterwegs wurde der Blick auf die wunderbare, vielfältige Landschaft genossen, durch die man fuhr. Dem SGV-Vorsitzenden dankten alle von Herzen für diesen eindrucksvollen Ausflug, seine vorbildliche Organisation und die optimale Betreuung bis hin zum persönlichen Einsatz beim Kaffeeservice an Bord des Reisebusses.

Artikel: Dr. S. Lange

Die Teilnehmer der Tagesreise

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